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"Zieht euch dann mal aus." - Making of erotisches Fotoshooting

Foto im Hintergrund mit Decken, die auf dem Boden liegen. Überschrift: Making of erotisches Fotoshooting. Die abenteuerliche DIY-Alternative zu Stockfotos

Als ich "Sind wir die einzigen ohne Sex?" ins Netz gestellt hab, ist die Seiten-Statistik sprunghaft in die Höhe geschnellt. Sex sells, wie es so schön heißt. Bei der Überlegung mehr über Sex zu schreiben, tat sich allerdings auch die Frage nach geeignetem Bildmaterial auf. Ein Fotoshooting musste her - nur wie ohne Studio, Models und Ahnung? ;-)

Gesucht: Motive, Freiwillige, Location und Fotografin

Das mit der Fotografin war ja einfach. Meine liebe Anna Lisa Chang, die ich über das Müttermagazin umstandlos kenne, für das wir beide schreiben, fotografiert eindringlich. Eindringlicher als ich es von anderen kenne. Auf meine Bitte hin hat sie sich bereit erklärt, auch mein Profilfoto zu knipsen und dieses erotische Fotoshooting irgendwie mit zwei kleinen Kindern und Hund hinzubekommen.

Die Vorbereitungen

facebook und die Studienkollegin von damals

Eine Studienkollegin wohnte schließlich in einem total abgefahrenen Bürgertumshaus am anderen Ende der Stadt, das mir spontan fürs Shooting einfiel. Sie hat generell ein Händchen für besondere Altbau-WGs, in denen sie  meist das Kaminzimmer bewohnt, oder ähnlich. Diesmal gibt's sogar einen Wintergarten, ein Zimmer dunkelgrün, vertäfelt und mit "Jäger-Glasfliesen", einen adeligen 80er-Softporno Salon und einen feudalen Stiegenaufgang.  Als ich's das erste Mal sah, wollte ich unbedingt wieder kommen, um das Haus von oben bis unten zu fotografieren. Auch der Dachboden ist vollgerümpelt mit Geheimnissen. - Die Studienkollegin war unkompliziert - ein hinterlegter Schlüssel sollte reichen, die anderen Bewohner würden eh lange schlafen.

Was soll aufs Foto?

Das war ja nicht gerade eine leichte Frage. Wir wollten intime Sichtweisen, wie PartnerInnen sich gegenseitig während dem Sex sehen (hatten wir jetzt noch nicht), Muttermilch (kommt ja auch manchmal unverhofft), Hände in Unterhosen (hatten wir teils) und am liebsten echte Schmusereien. Es würde sich schon entwickeln. Aber je mehr wir zu sehen kriegen, desto besser. Auf jeden Fall stellten wir uns das recht einfach vor. 

Im besten Fall würden die Fotos aussehen  wie die von Heji Shin in 

Make Love: Ein Aufklärungsbuch.

Und die Models? Auf facebook gibt es ja zahlreiche Mama-Gruppen und bei uns in Graz auch eine Tauschbörse "share&care". In beiden postete ich einen kurzen Text, dass wir für krachbumm.com Freiwillige Heteropärchen suchten für ein erotisches Fotoshooting - ohne Kohle, dafür Fotos. Die Gesichter würden so nicht zu sehen sein, "echte" Menschen seien erwünscht. Was immer "echt" auch heißen mag ;-)
Gesagt getan: Drei Pärchen meldeten sich, ein Doodle wurde aufgesetzt und Samstag früh als jeweiliger Termin vereinbart - 9 bis 10 Uhr, weil natürliches Licht am besten. Nicht alle auf einmal, weil gschamig und so. Kein Problem. 

Das erste Shooting

Wir hatten das so schön geplant... Die Studienkollegin hatte zugesagt, bloß in der Woche des ersten Fototermins konnte ich sie plötzlich nicht mehr telefonisch erreichen. Ich schrieb ihr eine SMS und sagte, ich würde noch mal vorbeikommen, um mir den Salon noch mal genau anzusehen. Keine Reaktion. Egal, ich fahre los, komme an, parke ein. Läute an. Kommt niemand. Ich rufe nochmal an. Nix. Ich gehe eine Runde ums Haus. Sieht so aus, als wäre sie da: Licht. Gerade als ich noch mal zur Eingangstür gehe, kommt sie raus. Ah du, ne wusste nicht, dass du kommst. Mein Handy ist im Arsch. Ich hab 'ne neue Nummer, und deine hab ich auch nicht. (Und E-Mail guckt sie sowieso nie an und social media is sie nicht...hach...danke Zufall). Ich muss jetzt aber ganz schnell los zum Zahnarzt. Bleib einfach hier und mach dir nen Kaffee. Gut mach ich. Dann erscheint die Freundin des Mitbewohners in der Küche und ich labere sie voll in der Zwischenzeit. 

Als die Studienkollegin zurückkommt, wird alles besprochen, ja kein Problem, heizen wir ein, machen wir ein bisschen sauber. Gut.

Making of erotisches Fotoshooting
Die Location wird genauestens inspiziert.

Samstag früh, das erste Shooting steht an. Eine halbe Stunde vorab wollten wir dort sein. Kaffee und Croissants mitbringen, schön einheizen und so. Alles vorbereiten eben. Wir sind aufgeregt. Die Kinder von Anna hocken noch in der Badewanne kurz vorm Losfahren - ob sich das mit dem Bus ausgeht? Ich bin vollbepackt mit Spielzeug, Kaffeemaschine (ich kann mit diesen kleinen Dingern für den Herd nicht umgehen), Croissants, die ich am Vortag noch schnell gekauft hab - und meinem fast 1,5-jährigen Sohn. Da läutet das Telefon: "Ich bin noch nicht zu Hause, könnt ihr später kommen? Wir waren noch unterwegs..." Puh, also statt halb 9 wirds 9. Unsere Models können wir nicht erreichen, weil wir ja keine Telefonnummern haben. Ob die noch mal bei Facebook reingucken...who knows. 

 

10 vor 9 komm ich an. Ich sehe Menschen in der Küche von der Straße aus. Kaffee wird gekocht. Anna Lisa ist bereits da (mit dem Taxi gekommen), hat sich mit der Studienkollegin bekannt gemacht, die haut sich dann aufs Ohr. Unsere kleinen Zwerge erkunden den 80er Porno Salon. Es ist warm. Wir richten alles her, verstreuen Spielzeug überall. Die Spannung steigt. Das erste Pärchen kommt. Aufgeregt sind die auch. "Zieht euch dann mal aus" ist das Stichwort. Ich verzieh mich mit meinem Zwerg in die Küche, weil ich merke zu viel Publikum is grad nicht. Anna Lisas kleiner Zwerg hängt wechselweise vorne oder hinten dran in der Trage. Mein Sohn isst derweil alle Croissants in der Küche auf. Wir (ich und mein Sohn) lernen einen weiteren Bekannten der Studienkollegin in der Küche kennen. Aus Nürnberg glaub ich. Hat auch zwei kleine Kinder. Neben an wird in Unterwäsche und oben ohne fotografiert. Noch ein bisschen steif das ganze. Nicht unten rum, aber generell. Ist auch unser aller erstes Mal. Die Fotos werden trotzdem schön, wenn auch noch mehr posiert als wild gehautet und gehaart.

"Wie sag ich's meinem Kind? Sex & Porno"
Das Titelbild für die ebook-Bewerbung ist hier entstanden
Making of erotisches Fotoshooting
Auch ein Schmankerl von diesem Foto-Shooting

Muttermilch? Ja, kein Problem. - Das zweite Shooting

Eigentlich hätte ich ja gern zwei nackige Körper, die sich aneinanderdrücken und dabei rinnt dann die Milch raus. Bei mir war das so. Kaum hab ich mich einmal meinem Schatz in die Arme gelegt, floss es schon in Strömen. Anna Lisa hat's gern spritzig ;-) und so kneten wir mal ordentlich durch beim nächsten Model - also nicht wir - sondern der Partner. Schaut auch gut aus. 

Making of erotisches Fotoshooting
Schön kuschelig haben wir's hier, ne?
Making of erotisches Fotoshooting
Tja, das würdet ihr jetzt gern sehen, wie die Milch spritzt, hm?

Diesmal sind wir im Wintergarten, in dem wir noch schnell bevor die beiden ankommen, die Asche und den Wutzeltabak zusammenkehren und lüften. Es ist halt das Raucherkammerl, was soll mensch machen. Dafür ist das Licht spitze. Decken werden ausgelegt, Spielzeug wird verstreut - schließlich sollen hier ja Eltern beim Sex gezeigt werden. Als die beiden dann in Unterwäsche im Wintergarten stehen, bemerkt er, dass er die Leute von dem Haus da drüben kennt. Einmal winken bitte ;-)

Wir dürfen diesmal schon ein bisschen mehr fotografieren - Brüste, Pobacken, Stellungen - aber es ist mehr ein Shooting, als ein Hauten und Haaren. (Ich bezieh' mich mit diesen Worten übrigens auf ein Gedicht von Erich Fried - Fester Vorsatz) - Ach ja, diesmal waren die Kiddies nicht dabei.

Making of erotisches Fotoshooting
Genau so ist dieses Foto hier entstanden =>
Das Titelbild zum Milf-Artikel
Das Titelbild zum Milf-Artikel

"Ich fühl mich jetzt ein bisschen, als hätt' ich selbst Sex gehabt" - Shooting Nummer 3

Ganz anders das dritte Shooting. Vor ab frage ich nochmal, ob es irgendwas gibt, was sie nicht machen würden, und ob sie sich ausziehen würden. Ja, klar. Alles kein Problem. Auf unseren Wunsch ziehen sie auch Schlabberklamotten und keinen BH an. Eigentlich wollten wir das immer schon so - "ganz normal" war da der Auftrag. Reizwäsche das Ergebnis. Ha, also ich weiß nicht wie das bei euch ist, aber zusammenpassende BHs und Unterhosen sind hier irgendwie schon länger nicht mehr in Gebrauch.

Nun gut, diese zwei - ebenfalls Eltern (Kinder haben wiederum alle zu Hause gelassen) - haben so richtig Lust aufeinander. Holla, die Waldfee. Anna Lisa und ich werden immer stiller, Anweisungen halten sich in Grenzen, die schmatzenden Kussgeräusche werden immer lauter und Klamotten sind sowieso längst ausgezogen. Da hätten wir nun zwei, die sich hauten und haaren und offensichtlich diese Intimität auch genießen - selbst wenn wir dabei sind und ich Anna Lisa deute, was sie noch unbedingt fotografieren soll. Selber komm ich nicht mehr zum Fotografieren. Ich bin muxmäuschenstill.

 

Nach 30 Minuten ist's vorbei. Wir haben alles im Kasten und fühlen uns alle kribbelig. Das Pärchen tut uns ein bisschen leid, weil jetzt wären sie grad so richtig schön in Fahrt und müssen heim zu den Kids. Selber fühlen wir uns, als hätten wir die beiden gestört, wären ins Zimmer geplatzt, oder hätten Sex mit jemand Fremdem gehabt. Die Studienkollegin hatte uns - wie das letzte Mal auch - die Schlüssel wieder an einem speziellen Platz versteckt gehabt. Sie hat die ganze Zeit nebenan geschlafen. Oder gelauscht. Wir wissen es nicht. Ok, kichern hat sie uns gehört, hat sie mal gesagt in einem späteren Telefongespräch. Der andere Mitbewohner hat im oberen Stock gesaugt. Eine Stunde später kam schließlich die Vermieterin.
Wir packen jedenfalls ganz schnell zusammen und fahren heim. So als wär nix gewesen, als müssten wir uns ein kleines bisschen schämen. Aber mit einem Schmunzeln auf dem Gesicht. 

Wo beginnt eigentlich Sex?
So hat's begonnen, und so geendet =>
Soulsex - Sex ist nicht das Problem
Auch diese Bilder sind beim dritten Shooting entstanden


Wie ist es bei euch? Habt ihr schon mal Erfahrungen mit erotischen Fotoshootings gesammelt?